"THE FORECASTER" - DIE BÖRSE UND DER WAHRSAGER

Am 7. Mai 2015 startet der Film „The Forecaster“ in den deutschen Kinos. Es ist ein Dokumentarfilm über den Amerikaner Martin Armstrong. Einst eine schillernde Figur an der Wall Street, hat Armstrong auch heute noch eine Fangemeinde und nicht wenige sehen in ihm einen Guru, der die Zukunft an den Märkten vorhersieht. Kann Armstrong wirklich in die Zukunft sehen?

 

Die Liste ist recht umfassend, was Armstrong in der Vergangenheit schon alles - angeblich - hat kommen sehen, so z.B. auf den Tag genau den Crash von 1987, das Platzen der Dot.com Blase zu Beginn des neuen Jahrtausends, die Immobilien- und Finanzkrise 2007. Ob das so stimmt, können wir von Value Surfing nicht nachprüfen. Wir können auch nicht verifizieren, wie gut Martin Armstrong wirklich ist. Das nächste was er voraussagt, ist ein Crash des Euros und Europas schon im Oktober 2015.

 

Wie bei so manchen Propheten besteht der Verdacht auch bei Armstrong darin, dass er einfach eine Menge an Vorhersagen abgibt. Die Vorhersagen, die eintreffen, werden dann herausgestellt und dick unterstrichen. Und die Vorhersagen, die nicht eingetroffen sind, werden dezent unter den Teppich gekehrt. Das soll nicht heißen, dass er mit seiner Einschätzung nicht richtig liegt. Auch wir von Value Surfing gehen davon aus, dass der Euro in seiner jetzigen Form und Zusammensetzung keinen Bestand haben wird. Auch hat Armstrong recht, wenn er behauptet, dass die immer weiter ansteigenden Schulden der westlichen Industrienationen und die Fehlkonstruktionen des Euro noch zu erheblichen Wirtschaftskrisen führen werden. Nur ob das genau im Oktober 2015 der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Wie hat schon der verstorbene Publizist Johannes Gross so treffend festgestellt: "Die Zukunft hat zu allen Zeiten die Scharlatane angezogen."

 

Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang eine Untersuchung, ob denn in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts irgendjemand die Weltwirtschaftskrise und den gigantischen Börsencrash von 1929 hat kommen sehen? Auswertungen von Zeitungsausgaben noch von September 1929 - also unmittelbar vor dem Börseneinbruch und der Depression - zeigen, dass absolut niemand dieses epochale Ereignis vorhergesehen hatte. Bestenfalls rechneten einige Marktteilnehmer mit einer kleineren Korrektur des Marktes, die meisten sahen aber überhaupt keine Gefahren für die Börse und die Weltwirtschaft. Was damals auf die Menschheit zukam, hat niemand in seiner Dimension auch nur in Ansätzen vorhergesehen. Dass es - hinterher - so manch einer angeblich schon immer hatte kommen sehen, zählt nicht.

 

Das ist eigentlich ein eindrucksvoller Beleg, dass niemand wirklich präzise in die Zukunft sehen kann oder wie es Warren Buffett so schön auf den Punkt bringt: „The future is never clear.“ Den Film sollte man sich trotzdem ansehen.