Um es gleich vorwegzunehmen, die stoische Ruhe des DAX ist sein Riesenvorteil. Wir Menschen sind voller Emotionen. Ganz egal wie rational und professionell wir uns geben, Emotionen beeinflussen unser Denken und unser Handeln, wenn nicht bewusst so doch zumindest unbewusst.
Stellen wir uns den DAX als einen Portfoliomanager vor. Sein Fonds wäre immer voll investiert, d.h. nicht ein Cent des eingesetzten Vermögens entfiele auf Bargeld. Egal wie düster die Aussichten für Aktien auch wären, Herr DAX würde niemals aus vermeintlichen Sicherheitsgründen ein Teil des Vermögens in cash halten. Und sein einziges Kriterium bei der Auswahl seiner dreißig Aktien wären Größenkriterien. Ob eine Aktie als besonders aussichtsreich eingeschätzt wird, ob sie eine „sexy“ Wachstumsstory aufweist oder ob sie als total langweilige Aktie eines gestrigen Unternehmens gilt - das alles ist Herrn DAX vollkommen gleichgültig. Erfüllt die Aktie die entsprechenden Größenkriterien ist sie in seinem Portfolio, ansonsten nicht. Auch Fragen des Timings interessieren Herrn DAX nicht im geringsten. Ob eine Aktie gerade besonders günstig ist und daher gerade gekauft werden sollte oder ob eine Aktie gerade besonders teuer ist und daher verkauft werden sollte, ist ihm egal. Herr DAX hat seine festgelegten Termine, wann er sein Portfolio überprüft und nur dann kann eine Aktie ins Portfolio kommen oder es verlassen.
Midtown Manhattan
Ganz anders verhalten sich die Fondsmanager. Sie versuchen durch Häufiges Traden Gewinne zu erzielen. Sie versuchen, die aussichtsreichsten Aktien zu finden. Sie versuchen, durch Timing - also das Finden optimaler Ankaufs- und Verkaufszeitpunkte - zusätzliche Renditen zu erzielen. Und am Ende schneiden sie nicht besser ab als der DAX - oder sogar schlechter.
Die Gründe? Häufiges Traden verursacht höhere Kosten. Kosten, die beim stoischen Herrn DAX nicht anfallen. Aussichtsreiche Aktien sind oft teure Aktien und die Börse hat die guten Perspektiven des Unternehmens längst miteingepreist. Gutes Timing ist in der Theorie viel einfacher als in der Praxis. Viel zu häufig verpassen Fondsmanager den richtigen Einstiegszeitpunkt. Denn wenn Aktien günstig zu haben sind, ist die Nachrichtenlage sehr schlecht. Es bedarf viel Mutes dann zu kaufen, wenn die Kurse am Boden liegen. Hier spielen dann die Emotionen eine große Rolle. Viele aktiv gemanagte Fonds haben nachweislich genau dann den höchsten Cashbestand, wenn die Aktien am billigsten sind. Und sie sind dann voll investiert, wenn die Kurse am höchsten stehen. Ihr Timing ist dann miserabel. Emotionen spielen für solches Handeln eine erhebliche Rolle.
Wer also besser werden will als der DAX, der sollte gründlich darüber nachdenken:
- Wie man Emotionen in den Griff bekommt
- Auf welche Kriterien man sich bei der Auswahl von Aktien beschränken sollte (Kleiner Tipp: Je weniger Kriterien desto besser)
- Wie man mehr Gelassenheit entwickelt (Noch ein kleiner Tipp: Je mehr Informationen man ignoriert, desto besser)
- Was man besser alles unterlässt (Traden, Timing, etc.)
Ach ja, ein gutes System zur Auswahl an Aktien benötigt man auch noch. (Kleiner Tipp: Value Surfing ist ein solches System).