Genauso wenig wie ein Surfer auf einer flachen Welle surfen kann, genauso wenig können wir von Value Surfing mit Slow Growern Geld verdienen. Was ist ein Slow Grower und warum ist es schwierig, mit einem Slow Grower ordentlich Geld zu verdienen?
In seinem lesenswerten Buch „One Upon Wall Street“ (deutscher Titel: „Der Börse einen Schritt voraus“) teilt der legendäre US-Fondsmanager Peter Lynch die Unternehmen in sechs verschiedene Kategorien ein. Eine davon ist der Slow Grower. Gemeint sind damit Unternehmen, die regelmäßig schon eine gewisse Größe erreicht haben, deren Umsätze nur noch in etwa mit dem Tempo wachsen, mit dem die ganze Volkswirtschaft wächst, und die oft eine ordentliche Dividende ausschütten.
Slow Grower sind nicht als Slow Grower gestartet. In ihren Anfangsphasen sind diese Unternehmen mitunter schnell gewachsen, aber inzwischen habe sie einen Reifegrad erreicht, der es ihnen schwer macht, noch nennenswertes Wachstum zu erzielen. Die Ausschüttung einer üppigen Dividende ist per se nichts schlechtes, aber sie kann auch ein Indikator sein, dass ein Slow Grower keine lukrativen Investitionsmöglichkeiten mehr findet. Dann ist es in der Tat das beste, die Gewinne per Dividende an die Aktionäre auszuschütten. Viel Appeal haben die Aktien von Slow Growern dennoch nicht.
Wenn man nun davon ausgeht, dass Aktienkurse über kurz oder lang der Entwicklung von Umsatz und Ertrag eines Unternehmens folgen, dann wird klar, warum man mit Slow Growern keine außergewöhnlichen Renditen erzielen kann: Wachsen die Umsätze und Erträge nur noch sehr langsam, dann wird auch der Aktienkurs nur noch sehr langsam steigen. Warum sollte sich der Aktienkurs eines Slow Growers verdoppeln oder verdreifachen? Kursgewinne sind aber aus unserer Sicht das Salz in der Suppe.
Es mag schon sein, dass im derzeitigen Börsenumfeld - mit seinen historisch niedrigen Zinsen - die Dividendenrendite von manchem Slow Grower verlockend erscheint. Aber das war es dann meist auch schon. Außer einer hohen Dividende hat das Unternehmen oft nicht viel zu bieten. Ob es sich dann lohnt, das Risiko eines Aktieninvestments einzugehen, nur weil die Dividendenrendite lockt, muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden. Für uns von Value Surfing ist das in der Regel nicht der Fall. Es surft sich nicht gut auf einer flachen Welle...