KOSTOLANYS RATSCHLAG
Der wohl bekannteste Ratschlag des ungarischen Börsenspekulanten André Kostolany (*1906 - †1999) lautete: „Kaufen sie Aktien, nehmen sie Schlaftabletten und schauen sie die Papiere nicht mehr an! Nach vielen Jahren werden sie sehen: Sie sind reich.“ - Diese Börsenweisheit wird heutzutage gerne als veraltet abgetan. Zu recht? Oder ist am Ende nicht doch etwas dran an „Kostos“ Klassiker der Börsenratschläge?
Kostolanys Schlaftabletten-Ratschlag ist im Grunde nichts anderes als die Empfehlung einer langfristig ausgerichteten Buy-and-Hold-Strategie. Die Anleger sollen Aktien kaufen, sie ins Depot legen und für einen langen Zeitraum „vergessen“, also nicht nach den Kursen sehen oder sich sonst irgendwie mit ihnen beschäftigen. Am Ende werden sie durch vereinnahmte Dividenden und natürlich durch Kursgewinne reich belohnt.
Das häufigste Argument gegen Kostolanys Ratschlag lautet in etwa so: Früher sei das vielleicht durchaus gegangen, aber heutzutage schwanke die Börse viel zu stark; viel stärker als zu früheren Zeiten. Zudem sei die Wirtschaftsentwicklung viel dynamischer und schnelllebiger geworden. Die „Überwachung“ der eigenen Aktien sei daher unabdingbar - also häufiges Checken der Kurse, ein engmaschiges Verfolgen von Unternehmensnachrichten und entsprechend häufige Depotumschichtungen. Ansonsten sei kein Erfolg an der Börse mehr zu erreichen.
Schon immer aber gilt, dass ein häufiges Umschichten des Depots, also das fortwährende An- und Verkaufen von Aktien, keine höheren Renditen erbringt, sondern im Gegenteil dazu führt, dass die erzielten Renditen des Anlegers absinken. Hierzu gibt es wissenschaftliche Untersuchungen. Zwar sind die Transaktionskosten heute niedriger als früher, aber sie sind nicht null. Jeder An- und Verkauf kostet Geld - und damit Rendite. Das spricht schon mal für Buy-and-Hold á la Kosto.
Je stürmischer die See...
Die Börsen sind heute auch nicht per se volatiler, also schwankungsanfälliger, als früher. Es ist vielmehr so, dass sich an den Börsen immer schon volatile Phasen mit weniger volatilen Phasen abgewechselt haben. Solche Phasen können durchaus mehrere Jahre dauern. Einer erhöhten Volatilität mit mehr „Aktivität“ zu begegnen, also häufiger zu traden, klingt zwar zunächst einleuchtend, aber auch hier zeigen die einschlägigen Untersuchungen, dass die meisten Anleger bei diesem Unterfangen eher verlieren als gewinnen. Auch das spricht für Buy-and-Hold á la Kosto.
Schließlich wird argumentiert, dass es ja durchaus eine ganze Reihe namhafter großer Aktien gäbe, die meilenweit unter ihren Allzeithochs notieren. Bei solchen Aktien hat langes Warten also nur zu immer weiteren Verlusten geführt. Also doch kein Buy-and-Hold, sondern aktives An- und Verkaufen? Nein. Aber hier bedarf Kostos Ratschlag einer wichtigen Ergänzung: Wer sich für Kostos Buy-and-Hold entscheidet, der muss Aktien von Unternehmen kaufen, die über die Jahre wachsen, also Umsätze und Erträge steigern, und dadurch immer wertvoller werden. Dann funktioniert es. Probieren Sie es aus...